01.06.2018

Wir befinden uns seit Mittwoch letzter Woche wieder in Europa - und sind erleichtert!

 

Warum? Eine ausführliche Nachbearbeitung steht am morgigen Samstag an, wenn das Notebook aufgeladen ist. Wir haben erst seit heute wieder einen Internetzugang.

 

Ein kurzer Bericht, bis sich das Notebook abschaltet!

 

Über Matril ging es am 25.05.2018 nach Ceuta. Die Dieseltanks wurden bis zum Stehkragen befüllt und wir wagten die Einfahrt am vorletzten Kreisverkehr in die Schlange der wartenden Marokkaner. Ein weiteres Touristenfahrzeug war nicht erkennbar, der Zoll ungefähr einen Kilometer entfernt.

 

Die in unsere Richtung zweispurige Fahrbahn wurde an der rechten Seite komplett bewohnt. Männliche Marokkaner auf der Flucht in das gelobte Europa. Auf Pappmatten schlafend, dicht an dicht. 

Angela war komplett geschockt und so einfältig, zwei Fotos mit dem Handy zu schießen. Hier verstanden die Leute überhaupt keinen Spaß, die Wut war deutlich spürbar.

 

Auf den zwei Fahrspuren wurde gedrängelt und gehupt, der Stresspegel in der Autoschlange und bei mir stieg unaufhaltsam.

 

Zwei Schlepper, die ein zügigeres Vorankommen versprachen, verschwanden mit unseren gezahlten 22,00€!

 

Ein Teil der Flüchtlinge bat um Hilfe, andere Schlepper versuchten, unseren Nilsson zu blockieren.

Nach mehreren Stunden war meine Geduld am Ende. Mit der Unterstützung von Rammstein, in voller Lautstärke aus den Fahrerhausboxen, ging der chaotische Lärm um uns herum unter.

Mein Aggressionspotential erreichte eine Stufe, die unschön hätte ausgehen können.

 

Ein Spurwechsel, um die blockierte Fahrspur zu wechseln, war erfolgreich. Ein Schlepper oder Flüchtling, dieses war mir aktuell egal, wurde mit dem Lenken unseres rechten Vorderrades aus dem Weg geräumt.

 

Die zierlichen Pkw neben uns gaben zum ersten Mal klein bei und überließen uns die neue Spur.

 

Ein Schlepper, der etwa 30 Meter vor uns stand, deutete die Situation richtig und verhinderte die Amokfahrt eines durchgedrehten Alteuropäers. Er lotste mich einige Meter weiter, Angela bestand zeitgleich auf die Lautstärkedrosselung von Rammsteins ,,Bück Dich''!

 

Nun erschien endlich ein Polizeioffizier in Begleitung. Die zuvor blockierte zweite Fahrbahn wurde unter Polizeischutz freigegeben und die auf der dritten Spur geleiteten ,,Schleuserfahrzeuge'' standen still.

 

Nun übergaben wir noch schnell zwei Hocker und Bekleidung an die am Straßenrand hausenden Marokkaner.

 

In dieser Zeit wurde eine der Ventilkappen vom rechten Vorderrad gestohlen. Kann man wohl gebrauchen...!

 

Etwas rüpelhaft benutzten wir die neun Tonnen vom Nilsson, um von vier Fahrspuren die einspurige Einfahrt zum gesicherten Zollgebäude zu treffen.

 

Hier durfte ich aussteigen. Eine dreiköpfige Sondertruppe lachte mich an, begleitete mich zum Heck des Lkw und forderte einen Flüchtling auf, sein Versteck über dem hinteren Differenzial und direkt über der Kardanwelle zu verlassen. Dieser verzweifelte Mann, etwa 18 Jahre alt, kroch mit seiner verdreckten Bekleidung hervor. Ich hatte erst kürzlich alles abgefettet, unter Anderem auch die Kreuzgelenke der Kardanwellen.

 

Insgesamt haben wir knapp einen halben Tag in Ceuta verbracht und wir waren heilfroh, als sich die Heckklappen von der Schnellfähre schlossen! 

 

Die marokkanische Führung möchte durch Prachtbauten, neue Straßen usw., den Tourismus beflügeln.

So sieht es wenige Kilometer vor dem Grenzposten aus...!

Drei sind happy...!

03.06.2018

Nun sind insgesamt 11 Tage verstrichen, nachdem wir den afrikanischen Kontinent verlassen haben.

Die Zeitspanne sollte ausreichen, um eine objektivere Nachbetrachtung zu gewährleisten.

 

Wir haben knapp drei Monate ein sehr abwechslungsreiches Land bereisen können. Unsere Erwartungen wurden in vielen Bereichen übertroffen.

Hier möchte ich die fantastischen Landschaften nennen! Jeder Kilometer überraschte mit neuen Eindrücken. 

 

Die Tour mit Ernst und seinem Unimog zum Jebl Bega betrachten wir als eines der highlights.

 

Natürlich waren wir bei diesen abenteuerlichen Routen angespannt!

Hält der Nilsson diese Strapazen aus, kommen wir mit der Navigation klar usw.!?

 

Wir wären in einigen Gebieten liebend gerne länger geblieben und hätten im Gegensatz dazu auf Besuche in touristisch dominierten Bereichen verzichtet.

 

Der Kontakt mit den Marokkanern war überwiegend positiv. Dieses war aber von Provinz zu Provinz komplett unterschiedlich.

 

Würden wir dieses Land nochmals besuchen?

 

Momentan sagen wir - nein!

 

Warum?

 

Uns gingen die aggressiv bettelnden Jugendlichen gehörig auf den Keks. Der Lkw war automatisch der heranrollende Kiosk. Kamen keine Dirhams, Stylos oder Kekse, sahen wir häufig den Mittelfinger. Dieses Verhalten wurde auch von Weitem zur Begrüßung gezeigt. In einigen Fällen gipfelten diese Auswüchse in hinterher geschleuderten Steinen.

 

Wir bei ,,Därr'' angedeutet, gab es auch hier Brennpunkte. Jugendliche, die vor den Ortschaften das Nichtstun mit dem Abwiegen von Steinen in den Händen demonstrierten.

Männliche Jugendliche liebten es, die komplette Straße zu blockieren, indem sie darauf ohne Rücksicht auf den Verkehr spazierten. 

Nach zwei Monaten Fahrpraxis waren wir abgebrühter und haben draufgehalten. Dann gab es einen erstaunten Hopser zur Seite und den Mittelfinger.

Dieses Verfahren wurde im Laufe der Zeit auch im Umgang mit anderen Verkehrsteilnehmern eingeführt. Mehrere schwere Unfälle konnten wir vorher nur durch das Ausweichen auf die Bankette oder in die Botanik verhindern.

 

Zum Ende unserer Reise hin kamen von uns keine derartigen Aktionen mehr.

 

In Tetouan rauschte bei einer Straßenverengung der überholende Kombi scheppernd über das Verkehrsschild ,,Straßenverengung'', weil sein Überholvorgang 20 Meter davor begann und wir diesmal keine Vollbremsung vollführten.

 

Eine weitere Problematik war der Müll. Im Rif - Gebirge folgten wir z. B. einem wunderschönen Wildbach, der sich nun durch ein Flussbett aus Müll schlängelte.

 

In Chefchaouen, wir saßen gerade allein auf einer Parkbank, wird der vom Opa gelesene Zettel auf die Straße geworfen, zwei Meter vom Papierkorb entfernt. Der Enkel an seiner Hand konnte was lernen!

 

Nun zur oft zitierten Gastfreundschaft!

Es gab bis auf eine Ausnahme niemals eine Leistung, ohne im Nachhinein Geld zu fordern. 

Wir sind Europäer und somit reich! (Dabei haben wir noch nie so viele Prunkvillen wie in Marokko gesehen.)

 

Die zuvor genannte Ausnahme erlebten wir an der Stadtmauer von Marrakesch. Wir führten ein nettes Gespräch mit einem Busfahrer, der dort ebenfalls wartete, um in Kürze seine Touristen von der Medina abzuholen.

Dieser Busfahrer lud uns ein, im leeren Bus bis zur Medina mitzufahren. So ersparte er uns einen 20minütigen Fußmarsch!

Dieser Mann lehnte das Trinkgeld ab, welches wir ihm bei der Ankunft anboten!

Der Busfahrer ist nach seinen Schilderungen vorher viel in Europa umhergefahren, seine Tochter lebt in Hannover. Mehr haben wir nicht erfahren können, auch den Namen der Busgesellschaft hatten wir uns leider nicht gemerkt!

Mit seiner Freundlichkeit konnte dieser Mann einiges im Umgang mit den Marokkaner zurechtrücken.

 

Nun zu Angela! Knapp drei Monate war Angela nicht existent, wurde aber in der Öffentlichkeit wie eine Kuh mit zwei Köpfen angestarrt.

Irgendwann nervte auch mich dieses Verhalten!

Die gesamte weibliche Bevölkerung existiert in Marokko anscheinend nur im Geheimen oder zum Arbeiten! Es war sehr befremdlich zu sehen, welche Lasten bei der Feldarbeit da von Frauen bewegt wurden. Die Cafes waren im Gegensatz dazu permanent mit den Herren der Schöpfung besetzt. Ein geniales System!

 

Zu Politik und Religion werde ich mich grundsätzlich nicht äußern!

Wir hatten das Pech, in den Ramadam zu geraten! Mehr sage ich nicht dazu!

 

Am 25.05.2018 schipperten wir also mit der Schnellfähre von Ceuta nach Algecieras!

In Tarifa ließen wir es uns fast eine Woche gutgehen! 

Leider gerieten wir an drei kleine Ganoven von etwa 10 Jahren. Einer plauderte sehr nett mit mir vor dem Nilsson, während seine Kumpanen weitere zwei Ventilkappen von den Reifen klauten. Diese passten wohl zum Fahrrad!

 

Glücklicherweise war in Tarifa nach dem verheerenden Orkan vom Februar der gesamte Strand wieder da! Nun gab es endlich wieder Sangria und Hamburger!

Normalerweise wäre diese Fähre von Tanger Med unser Schiff gewesen! Dieses hätte vieles am Eindruck Marokkos bei der Einreise korrigiert!

So, für den heutigen Tag reichen die Berichte! 

Wie es weiterging und warum wir aktuell an der Mittelmeerküste sitzen - am Montag geht es weiter!