06.03.2018

Wotan Wahnsinn, was haben wir für eine Woche hinter uns!

 

In Tarifa ging die Welt unter, der schöne Strand existiert nicht mehr, einige Existenzen holte der Atlantik.

Nur die Surfer waren in ihrem Element, die Kyter führten Sprünge in atemberaubender Höhe durch. 

 

Die Fähren nach Tanger fielen komplett aus und wir mussten immer wieder telefonisch nachfragen...!

Der kostenlose Stellplatz im Zentrum Tarifas bot dem Unwetter genügend freie Fläche zum Austoben.

Unser Nilsson schwankte, der waagerecht gepeitschte Regen kam durch die Belüftungsschlitze der Tür und sogar durch das Türschloss. Immerhin floss es durch die Dusche gleich ab!

Noch nie haben wir den stabilen shelter so geschätzt wie in der vergangenen Woche. Dafür sieht der Nilsson total verdreckt aus.

 

Am letzten Samstag erfolgte der Umzug auf den Campingplatz Tarifa. Wir mussten ausgiebig duschen und vorrangig die Batterien aufladen. Nach 1,5 Wochen ohne Sonne gingen die Aufbaubatterien in die Knie.

Die Kontostände wurden online geprüft und Angela fiel vom Hocker. In Almerimar gab es  zwei weitere Wochen vorher nbeim Automaten zwar kein Geld, dafür wurde 400,00 € abgebucht. Das schmerzt, wenn unser knappes Budget plötzlich halbiert wird.

 

 

 

Der Nilsson auf dem Campingplatz. Der Versuch, zwischen den Schauern einige Decken zu trocknen.

 

Einige Meter weiter standen nette Franzosen mit ihrem Zelt. Die begeisterten Surfen konnten auch in ihrem Zelt surfen, da das Überzelt bereits das Zeitliche gesegnet hatte und ein Bächlein frohgemut durch das Innenzelt plätscherte.

 

Wir saßen im shelter, die Heizung brummte, kühle Getränke standen auf dem Tisch und ein klein wenig waren wir froh, dem Zelten adieu gesagt zu haben!

Seit dem 01.03. standen wir nun ohne Internet da. Für Angela begann die Welt in den tiefsten Abgründen zu versinken!

Also begann am Montag den 05.03 der Abbruch unser Beziehungen zu Tarifa und erneut ging es im Dauerregen über den Pass nach Algeciras.

Immerhin sollten wir laut Auskunft problemlos die Fähren umbuchen können!

 

Im Fährterminal schickte man uns mit dem Lkw etwas konfus von einem Schalter zum Nächsten.

 

Ein unvermittelt auftauchender Rübezahl gab den Wartenden den Hinweis, dass die Schnellfähre nach Ceuta noch Platz hätte.

Also begann die Wettfahrt, die wir bei der Fährgesellschaft FRS gewannen.

Beim Einchecken gab es Probleme mit der Fahrzeughöhe. Es blieben 15,00 cm Luft nach oben und wir durften als Letzte rückwärts mit dem Nilsson über die Rampe an Bord. Die tollen Aufnahmen von Angela lassen sich mangels Internet (Angelas Motorola verweigert jegliche Aktion mit Maroc Telecom und Orange) leider nicht hochladen.

Die kleine actioncam gab ebenfalls den Geist auf!

 

Die Schnellfähre musste auf dem offenen Meer das Tempo drosseln, da die Schräglagen beängstigend zunahmen.

 

Nach kurzer Zeit waren wir in Ceuta, der afrikanische Kontinent mit der spanischen Enklave empfing uns im Sonnenschein.

 

Nun ging es rund!

Beim Verlassen der Fähranlagen wollte sich der Zoll davon überzeugen, dass wir wirklich mit einem Camper anlanden. Als die ersten in der Schlange mussten alle weiteren Fahrzeuge warten, ein erhebendes Gefühl.

 

Dieser Zustand sollte sich rasch ändern, als wir die kilometerlange Schlange vor dem Grenzübertritt erreichten. Die zwei Fahrspuren waren immer mit drei Fahrzeugen nebeneinander übervölkert, Schlepper blockierten einfach eine Spur und ließen ihre Kunden vorfahren, ein Vorsprung von wenigen Metern bis zur nächsten Blockade. Dieses Schleppernetz funktionierte mit smartphones und eingesetzten Rollern.

 

Nach etwa drei Stunden standen wir vor der letzten Hürde, der langen, doppelreihigen Schlange vor dem marokkanischen Zoll. 

Nun nahmen wir die Hilfe eines älteren Schleppers in Anspruch, der uns einfach in einer gesperrten Spur bis zum Abfertigungsschalter bugsierte. Vorbei an etwa 80 wartenden Fahrzeugen.

 

Die gesamte Kulisse wirkte bedrohlich!

 

Stahlkäfige auf beiden Seiten für die hunderten Pendler, die mit Sack und Pack die Kilometer zu Fuß bewältigten.

Vermummte spanische Polizisten mit Maschinenpistolen, überall uniformierte Befehlsgeber. Auf den umliegenden Hügeln Gruppen von jungen Männern, die jede Bewegung beobachteten.

 

Beim spanischen Zoll wurden unsere Papiere rasch abgefertigt und wir durften passieren. Unser Schlepper wartete etwa fünfzig Meter weiter, denn ein junger Zollbeamter inspizierte recht sorgfältig unser Fahrzeug.

Die Frage nach Bier wurde natürlich sofort beantwortet:,,Klar, im Kühlschrank, wir sind Deutsche und brauchen das...!''

Sein kurzer Blick auf die gekühlten Dosen stellte ihn zufrieden.

Die Fragen nach Drohnen, Waffen etc. wurden verneint und nach etwa einer halben Stunden durfte ich den Nilsson wieder verschließen.

 

Der wartende Schlepper erwartete seinen Lohn!

 

Die verlangten 20,00 € waren total überhöht, bei 7,50 € verließ er sauer und beleidigt die Szene. Im gleichen Moment begann der Terror von mehreren Jugendlichen, die ebenfalls Geld forderten.

Ok, der Nilsson ist groß und wir fuhren einfach an. 

In der Rückfahrkamera konnten wir sehen, wie sich mehrere Jugendliche über den Unterfahrschutz auf das Fahrzeug hangeln wollten. Noch etwas beschleunigt und vor einer Gruppe wartender Pendler voll in die Eisen. 

 

Das war es mit dem Lkw - surfen und dürfte einige blaue Flecken eingebracht haben.

 

Den in unmittelbarer Nähe agierenden Verkehrspolizisten interessierte dieses Manöver nicht.

 

Die Zeit rannte uns davon und wir fuhren stracks Richtung Azla, also am Mittelmeer entlang gen Südosten.

 

Die heftigen Regenschauer hatten uns eingeholt, waren aber von kurzer Dauer. Immerhin standen in Tetouan viele Schaulustige auf den Brücken, die kurz vor der Überflutung standen.

 

In Azla gab es den avisierten Campingplatz nicht mehr. Also diente die neue, tolle Promenade als Übernachtungsstellplatz.

 

Der heutige Tag gehörte Tetouan!

 

Zurück in diese Großstadt, deren Verkehrsführung durch die Überflutungen und Baustellen chaotisch ist. 

Wir brauchten Geld, SIM - Karten und Diesel (über Karte)!

 

Bei der ersten Bank, etwa 500 Meter vom geparkten Nilsson entfernt, gab es MAD. 

Der zweite Versuch, wir ordern nur noch kleinere Summen, scheiterte. Der nette Filialleiter überprüfte die zweite Prozedur und erklärte die Aktion für gecancelt. Die Überprüfung erfolgt online in Kürze!

 

Die nächste Bank, wieder 500 Meter weiter, füllte unsere Kasse. Ok, Auftrag Nummer 1 erledigt.

 

Die Aktion mit den SIM - Karten war der Hit. In dem kleinen Post - , ORANGE - und Krämerladen versuchte der sehr nette, junge Chef, mit der Hilfe von anderen Kunden und Freunden, unsere Wünsche zu erfüllen. Nach etwa drei Stunden gab er auf!

 

Unser notebook ist Dank D - Link online!

 

Das tablet verweigert jegliche Zusammenarbeit!

 

Für Angela der Weltuntergang: das smartphone geht nicht online! 

Als Telefon war es im Laden zu gebrauchen, nun geht gar nichts mehr und Angela sitzt gefrustet in der Ecke. Obwohl wir einen tollen Blick direkt auf das Meer haben!

 

Wir hatten noch eine große Anzahl toller Erlebnisse in den letzten Tagen, leider lässt sich im Nachhinein nicht jede Kleinigkeit im blog verewigen!

 

Wir waren sehr erfreut über den Kommentar von Andrea und Axel! 

Mit diesen Überlegungen begann auch unsere Geschichte! Viel Glück auf diesem Weg!

 

So, nun muss ich Angela aufbauen! Ich habe zwar noch weniger Ahnung von smartphones, aber nun kann ich googeln!

 

08.03.2018

Gestern fuhren wir weiter, immer der Küstenlinie folgend.

Hier ist wohl der Text verloren gegangen!

Kurze Wiederholung: bei den extremen Steigungen genehmigt sich der Nilsson locker über 30 Liter auf 100 Kilometer.

Dafür beanspruchen wir die Bremsen bergab, die Motorbremsklappe ging zeitweise fest.

In El Jebah wurde eine Pause eingelegt, ein Kaffee gekocht und das Gestänge der Bremsklappen geölt.

 

In diesem kleinen Fischerort wurde ebenfalls viel Geld investiert. Die Promenade könnte auch bei Marbella existieren.

 

Die Ansammlung der in den Cafes plauschenden Männer war beeindruckend! Wir wurden bei der Vorbeifahrt gemustert wie Außerirdische! Aber irgendwann nehmen wir allen Mut zusammen, stoppen den Nilsson und gehen Kaffee oder Tee trinken. Sag ich mal so...!

 

Hier pausierten wir!

Nach einiger Zeit erschien ein Mann mittleren Alters, der mit uns ein nettes Gespräch führte.

Etwa 5 Minuten später zog er dann einen etwa mandarinengroßen Klumpen Hasch aus der Tasche und bot uns diesen zum Verkauf an.

Unsere Sturm - und Drangzeit liegt nun bereits 45 Jahre zurück, wir sind seit Jahren Nichtraucher und außerdem drohen in Marokko drastische Strafen bei Drogenkonsum. 

Somit platzte der Deal und der Mann trollte sich freundlich verabschiedend...!

Bisher haben wir dieses Land mental noch nicht verkraftet. Besonders Angela tut sich schwer!

Überwiegen arbeiten die Frauen auf den Feldern, schleppen erhebliche Lasten, kochen an Steinöfen vor den Häusern und vermeiden jeden Kontakt.

Die Herren der Schöpfung machen eigentlich - nichts.

Die Straßencafes sind immer voll besetzt, wir werden bestaunt wie Kühe mit zwei Köpfen.

Allerdings überwiegt die positive Neugier, wir werden sehr häufig sehr freundlich und mit einem Lachen gegrüßt.

 

Die Armut in dieser Region schockiert uns Europäer. 

Allerdings haben wir auch die nicht unerhebliche Anzahl europäischer Luxuslimousinen vor Augen, die in Tarifa mit marokkanischen Kennzeichen paradierten.

 

Wir müssen uns sehr umstellen.

Da sitzt ein hübsches kleines Mädchen wohl den ganzen Tag in der Kurve einer Serpentine hinter der Leitplanke.

Als sie uns bei unserer Schleichfahrt bergauf bemerkt, klettert sie über die Planke, um uns eine Plastiktüte mit Nüssen anzubieten.

Auf diesen einsamen Strecken kommen eventuell 10 Autos in der Stunde vorbei. Mit viel Glück zwei Wohnmobile am Tag.

Wir haben nur freundlich gewunken.

Im Rückspiegel sah ich dann dieses Mädchen hinter uns herlaufen, vielleicht in der Annahme, wir würden gleich stoppen. Als sie den Irrtum bemerkte, blieb sie mit hängenden Armen auf der Straße stehen.

Dieses Bild verfolgte Angela und mich viele Stunden.

 

Wie soll man verfahren? 

 

Wir können nicht die Not all der Personen lindern, indem wir die angebotenen Artikel kaufen!

Wir müssen uns einen Panzer zulegen, ob wir wollen oder nicht. 

Wir erleben Armut vor Ort, ungeschminkt und verdammt realistisch!

 

Auf jeden Fall ist dieser Küstenabschnitt am Rif - Gebirge das Beeindruckendste, was wir bisher erfahren durften!

 

Gegen Abend erreichten wir nach einer Polizeikontrolle (sehr nett) unser Tagesziel!

Cala Iris!

 

Der kleine Campingplatz, der nach Astrid Därr nicht mehr existiert, war über eine rote Lehmpiste zu erreichen.

Eine herrliche Lage an der buchtenreichen Steilküste!

 

 

Mitten im Hinterland gab es über einige Kilometer noch eine kleine Straße zur Bucht.

Die Religion ist überall präsent.

Die Bilder vom gestrigen Abend mit Regenwolken.

Der kleine Fischerhafen wurde mit einer neuen Mole aufgemotzt, die niemand nutzt. Keine weitere Infrastruktur, irgendwie wirkt alles angefangen und dann vergessen.

 

Wir bekamen gleich Kontakt zu den wenigen Campern, etwa sieben bis zehn Fahrzeuge passen auf das Gelände.

 

Die Nacht über regnete es, was uns einen tollen 08.03.2018 (keine Ahnung, was für ein Tag heute ist) bescherte.

 

Ich stand am frühen Morgen gerade halbnackt in unserem Badezimmer, als der Campbesitzer uns bat, ein festgefahrenes Wohnmobil zu bergen.

 

Dieses war trotz nasser Lehmpiste gestartet und seitlich in einer Serpentine abgerutscht.

 

Ok, Angela verzurrte schnell unser Gerümpel, ich zog Arbeitsbekleidung an und der Stress begann. Nach wenigen hundert Metern kam mir der nette Fahrer entgegen. Von Kopf bis Fuß mit rotem Lehm überzogen. Auf dem rechten Trittbrett stehend nahm ich ihn die letzten Meter mit.

 

Fazit: nach etwa zwei Stunden sah ich genau so aus wie er. Der Lehm glich Schmierseife, wir sind beide in den Schlamm gefallen. Man konnte sich kaum auf den Beinen halten, ein Tanz wie auf Eis.

 

Alleine hätte der Nilsson den Hang geschafft. Mit Geländeuntersetzung und allen Sperren. Trotzdem rutschte der Nilsson mit eingelegter Handbremse zur abschüssigen Innenseite.

 

Die Einsicht kam langsam aber nicht zu spät.

Mit dem Lkw konnte ich das Womo auch seitlich ziehen. Also wurde das Womo nach zwei Stunden in die Spur gezogen und es ging zurück zum Campinplatz.

 

Bis in den Nachmittag hinein wurde das Fahrerhaus vom Nilsson, meine Bekleidung und ich vom roten Lehm befreit!

 

Glücklicherweise schien heute die Sonne, der Lehm überzieht die Reifen inzwischen wie Beton.

 

 

Über eine Stunde dauerte das Schrubben und Putzen, um im Fahrerhaus wieder saubere Zustände vorzufinden.

 

 

Das Profil ist zugebacken!

 

Immerhin, seit der Sandschaufelei in Südspanien hatten wir beim Nilsson einen kompletten Druckverlust in einem Bremskreis über Nacht.

Dieser Fehler ist seit der heutigen Aktion behoben. Klasse!

Noch drei schnelle Bilder vom heutigen Abend! Das Wetter zeigt endlich wieder einen blauen Himmel, die Sonne scheint mit ungewohnter Kraft! Im Hintergrund sieht man die Front vom tollen Bremach von Gabi und Arno

 

So können unsere eingesetzten Bergemittel nach der aufwendigen Reinigung wieder trocknen.

Die Hebegurte mussten mal wieder herhalten, da das Womo keine Abschleppgurte an Bord hatte und irgendwie der kinetische Gurt befestigt werden sollte.

 

10.03.2018

Unser Abendessen ist vertilgt.

Wir haben 21.°° Uhr und 18.00 C.

 

Leider haben uns gestern Helga und Friedhelm verlassen, heute folgten Gabi und Arno mit ihrem wunderschönen Bremach. Ein tolles Fahrzeug, in der Rangliste kurz hinter dem Nilsson!

 

Das Wetter ähnelt etwas dem April! Bei Sonnenschein verdampft der Honig auf dem Fladenbrot, kurze Zeit später stürmt und regnet es. Diese kühleren Pausen eignen sich super für ein Nickerchen!

 

Ganz langsam legen wir die nordeuropäische Hektik ab und hängen einfach bei dieser tollen Aussicht ab!

 

Die Mitcamper wechseln, nette Gespräche erweitern unseren Horizont und bestätigen unsere Art des Lebens.

 

Aktuell fehlt mir nur das Karatetraining, dafür vertiefe ich intensiv meine französichen Sprachkenntnisse!

Leider klappt es mit dem Kontakt zu den französischen Nachbarn nicht so richtig. Frauchen und Deutscher Schäferhund sind freundlich, der Herr des Womos eher introvertiert. Schade. 

 

Wir bedanken uns ausdrücklich für die aufschlussreichen Zeilen von Michael Suffr., die uns per mail erreichten!

Auch ein Brummbär zeigt gefühlsbetonte Seiten, herzlichen Dank!

 

So, der Rotwein lockt! Am Montag soll es weitergehen, da besteht in der nächsten größeren Stadt die Möglichkeit, die Vorräte aufzustocken.

 

 

Der Tag beginnt mit einem umfangreichen Frühstück, welches in der Außenküche zubereitet wurde.

Wir lieben inzwischen Knobi und Zwiebeln. Angebraten mit Wurst und Eiern ergibt diese Kombination mit dem marokkanischen Fladenbrot ein lukullisches Ereignis.

 

Ein schöner Tag endet wiederum mit einem ausgedehnten Abendessen!

 

So lässt sich das Leben genießen!

 

Wir freuen uns auf die Zukunft!

 

 

11.03.2018

Wir treffen immer wieder neue Marokkokenner mit Allradfahrzeugen, die uns mit Tipps und Neuigkeiten auf dem Laufenden halten. Morgen geht es ja weiter, heute konnten wir einige Bilder von Angelas smartphone hochladen.

 

Vom Grenzübergang in Ceuta bis zur Cala Iris, wir wünschen viel Spaß mit der Galerie!