11.05.2018

Wir haben zwei volle Tage Marrakesch mit allen Facetten erlebt!

 

Angelas Füße sind blutig gelaufen, obwohl wir direkt an der großen Stadtmauer standen.

 

Im Gerberviertel wurden wir von der Ledermafia abgezockt, auf dem großen Platz testeten wir Schnecken mit geringeltem Gehäuse und von der Dachterrasse sahen wir eine filmreife Schlägerei unter zwei Händlern.

 

Nun sitzen wir im Nilsson, sind komplett fertig und werden in den folgenden Tagen einen ausführlichen Bericht liefern. Irgendwo an der Strecke nach Fez finden wir sicherlich ein ruhiges Plätzchen.

Außerdem beginnt am 15.05. der Ramadam...!

 

12.05.2018

Tja, wir übernachten an einer Tankstelle auf dem Weg nach Fez.

 

Das Thema Marrakesch ist sehr zwiespältig. Leider können wir noch keine Bilder liefern, obwohl wir über AirDroid die Premium - Variante freigeschaltet und auch bezahlt haben. Toll!

 

Also, nun muss ich etwas ausholen...!

 

Mit unserem Nilsson standen wir direkt vor der alten Stadtmauer, etwa 800 m von der Medina und dem 

 ,,Platz der Geköpften'' entfernt.

 

Der Stellplatz sollte 50,00 DH für zwei Nächte kosten, ok, da gab es ein extra Trinkgeld.

 

Am Donnerstag besuchten wir erstmals diesen Platz ,,Djamaa el-Fna'' und seine Umgebung. 

Die Geräuschkulisse, die Gerüche, die Menschenmengen und die bunte Vielfalt der Kulturen zogen uns sofort in ihren

Bann.

 

Von einer Dachterrasse überblickten wir das Treiben, genossen das mittelmäßige Gericht und stürzten uns anschließend in den Trubel.

 

In den Garküchen probierten wir gekochte Schnecken in einer scharfen Soße. Die geringelten Gehäuse kamen mir irgendwie aus dem Garten bekannt vor, egal!

 

Der Geschmack war eher nicht so unser Ding, Angela tauschte sich während der Schneckenprobe mit einer Marokkanerin per Blickkontakt aus.

Diese konnte in ihrer Begeisterung nicht so ganz Angelas Mimik verstehen.

 

Auf jeden Fall begeisterte uns die Medina und wir beschlossen nach dem Spaziergang zum Nilsson gegen Mitternacht, den gesamten Freitag durch die Souks zu bummeln.

Wir studierten abermals unsere Marokkoführer, während Angela ihre Füße bandagierte und schliefen total fertig ein.

 

Nun ja, am Freitag lief der Tag etwas komplizierter ab.

 

Meine Sandalen gaben seit Monaten ihren Geist auf, diese Dinger halten auch keine zwanzig Jahre mehr.

Folglich beschlossen wir, uns im Schuh - Souk nach neuen Tretern umzusehen.

 

Die ganze Aktion begann mit zwei kleinen Glas Tee am großen Platz, die uns 30,00 DH kosteten. Da wir als Touristen erkennbar waren, wurde auf die Rechnung noch ein Trinkgeld aufgeschlagen.

 

Auf dem Weg in die nördliche Medina wird man von einer Vielzahl ansonsten netter Händler angesprochen. Mit einer freundlichen Geste oder einem kleinen Plausch ist dieses Prozedere üblich und ein wichtiger Bestandteil dieses Handelsplatzes.

Zwei Schwarzafrikaner, die für einen Hammam warben, erhielten von Angela eine freundliche Absage.

Im Weggehen hörten wir noch, wie uns in englischer Sprache ein ,,Schei...-Tag'' gewünscht wurde.

 

Im Umdrehen sehe ich die feixenden jungen Männer, gehe zurück und frage betont aggressiv, was uns da eben gewünscht wurde. Die Gesichter der beiden Idioten haben uns voll entschädigt...!

 

Ok, wir wanderten also weiter in den Bereich, der meine neuen Schuhe bereithält.

 

Unterwegs kam ein älterer, etwas behinderter Mann auf einem Fahrrad vorbei. Angela unterhielt sich gerade mit einem Mann, der neben ausgestellten Gebissen eines Dentisten sein Geschäft offenhielt. Dieser Mann stoppte den Radfahrer, der uns seine Dienste als Guide bis zum Schuh - Souk anbot. 

 

Ausdrücklich nicht für Geld, sondern für ein Dankeschön!

Die Falle schnappte zu.

 

Über einige Umwege, ich konnte schon immer gut orientieren, ging es etwa 20 Minuten durch ein Gewirr von Gassen.

Zwischenzeitlich lief schräg hinter uns ein stämmiger Marokkaner mit. 

Bei jedem Fotostopp machte er eine vermeintliche Pause, dann folgte er uns weiter.

 

Endlich erreichten wir unser Ziel!

So dachten wir zumindest, denn der Guide auf dem Fahrrad verabschiedete sich, lehnte das angebotene Geld wie versprochen ab und klopfte an eine Tür.

 

Willkommen, wir waren - in der Gerberei von Marrakesch. Da wollten wir eigentlich nicht hin, denn nur meine Sandalen hofften auf einen Austausch!

Ein weiterer Herr überreichte uns Minze gegen den Gestank und führte uns etwa 15 Minuten unter Erklärungen von Becken zu Becken.

Meine Nachfrage, ob der Gelbton der Häute tatsächlich wie gerade erwähnt vom Einfärben mit Safran herrührt, wurde überhört.

Wenn man die Preise von Gewürzsafran kennt, bezweifele ich seine Aussagen.

 

Wir verließen das Viertel und sollten jetzt die Endprodukte sehen!

 

Nach wenigen Metern standen wir im Kaufhaus eines korpulenten Geschäftsmannes, der Angela als Erstes bei über 30° C Wintermäntel überstülpte.

Kurz vor Angelas Ohnmacht stoppte ich den Herrn und erklärte zum hundertsten Male meinen Wunsch nach Sandalen.

,,Sandalen haben wir nicht'', war die kurze Antwort. Was machen wir hier eigentlich?

 

Zur Entspannung der Situation ließ ich mir noch Berberschuhe zeigen. Alles feinstes Leder und kein Plastikschrott wie in Tafraoute, wie der Händler einwarf.

Dummerweise standen in einer Ecke die Plastikbeutel mit den fabrikmäßig hergestellten Schuhen und Lederwaren, keine handgearbeiteten Teile.

 

Der Händler bot mir einen Preis für die Hausschuhe.

600,00 DH, etwa 60,00 €!

Hier verließen mich meine Geduld und meine Nerven nach fast einer halben Stunde in dem stickigen Laden, der über drei Stockwerke mit Allem vollgestellt war, was man Touristen andrehen kann.

 

Ich schnappte mir Angela und wollte diese Höhle verlassen.

,,Ich bin doch kein Tier und arbeite umsonst!''! Der Händler wurde aggressiv und verstellte mir vor der Tür den Weg.

 

Ok, ein kleiner Bogen und - die gesamte Mannschaft stellte sich auf! Unser Guide war wieder da, der bullige Verfolger, ein weiterer Guide, der gerade zwei Amerikaner abgezockt hatte und einige jugendliche Zuschauer.

 

Für die Führung sollten wir zahlen! Mein Angebot wurde als verrückt abgetan. 

Unter zweihundert DH läuft nichts!

 

Jetzt platzte mir endgültig der Kragen! 

Ich übergab eine geringere Summe und fuhr meine Aggressivität auf, die ich jahrelang im dojo ausleben durfte.

 

Damit waren wir raus aus der Nummer!

 

Total genervt und sauer steuerten wir den Rückweg ohne Guide an, trafen dabei die Amerikaner und kamen ins Gespräch.

Die Beiden mussten die doppelte Summe blechen und waren dementsprechend geladen und frustriert.

 

Auf dem weiteren Rückweg kam uns erneut einer der Guides mit einer neuen Truppe Touristen entgegen.

Dieses Geschäft scheint zu brummen!

 

In einem anderen Schuhgeschäft konnte ich bei einem sehr netten Händler meine neuen Sandalen erstehen.

Hier war das Problem mit der Gerberei - Gang nicht unbekannt!

Da sollten die Verantwortlichen mal etwas unternehmen, ich verbreite diese Story auf jeden Fall im blog und anschließend auf facebook!

 

Wir waren nach dieser Geschichte in der Realität angekommen!

 

Auf dem Rückweg, den wir früher antraten, entspannten wir noch in einem Park.

Sobald man die Touristenzentren verlässt, erlebt man das freundliche und natürliche Marokko.

 

Zu später Stunde klopfte es an der Tür unseres Nilsson!

Der Sicherheitsmann vom Parkplatz, dem ich am Morgen eine eisgekühlte Cola geschenkt hatte, wollte Geld für die zweite Übernachtung.

Die zuvor für zwei Nächte gezahlte Summe wäre ein Versehen, dieser Betrag galt nur für eine Nacht!

 

Willkommen im Touri - Marokko!

 

15.05.2018

Da sitze ich auf etwa 1600 Meter Höhe in einem wunderschönen Garten mit uralten Kirschbäumen, die Sonne scheint, Störche fliegen ihre Kreise und ein Esel schreit weit entfernt. 

 

Nun kann ich endlich die Bilder der letzten Tage nachreichen. Nach den vergeblichen Versuchen, mit paypal und drei Kreditkarten einen Premiumvertrag mit AirDroid zu erlangen, klappte der fünfte Anlauf über Angelas Handy.

 

Also, wir befinden uns wieder auf dem Stellplatz in Marrakesch, letzte Woche Donnerstag und Freitag.

 

Diese Stadt ist schon eine Reise wert, wir zeigen die angenehmen Seiten...!

Hier standen wir nun drei Nächte, von dem Babykamel existieren auf Angelas smartphone sicherlich 854 Bilder!

 

Nun ging es in die Medina, im Dachrestaurant (erstes Bild) erlebten wir am Donnerstag die Abenddämmerung.

 

Leider sind einige Bilder unscharf, da das Fotografieren immer mit der Chance verbunden ist, zur Kasse gebeten zu werden.

Da wir auf Reisen so ziemlich alle Gerichte probieren, die auf der Speisekarte stehen, waren die Garküchen unser nächstes Ziel.

Toll, was hier ablief.

Die Schnecken, die gekocht mit einem Zahnstocher komplett aus dem Gehäuse gezogen wurden, schmeckten nicht schlecht. Aber auch nicht besonders gut...!

Vor allen Dingen durfte man nicht so genau hinsehen, was da so alles am Stocher baumelt!

An anderen Ständen gab es komplette Ziegenköpfe, deren Nachschub ein Mann mit einer großen Plastikwanne sicherte.

Es gab leckere Fruchtsäfte, Stände der Gaukler und Händler, Schlangenbeschwörer, Musikanten und Clowns.

Den Donnerstagabend fielen wir komplett erledigt in die Betten...!

 

Am Freitag begann der Marsch zu den Sandalen - Spezialisten. 

Hier war Angela fasziniert von der Auslage eines Dentisten und wir begegneten dort dem Schlepper.

 

Die Anlagen der Gerberei waren trotzdem einen Besuch wert, ich habe ja nicht den geforderten Preis bezahlt.

 

 

Den Samstag verbrachten wir auf der Straße in Richtung Fez (Fes), fanden keine geeignete Übernachtungsmöglichkeit und campten auf einer Tankstelle.

Die weitere Strecke nach Irfane glich einem Paradiesgarten.

In diesen Höhenlagen blühte ohne den Einfluss von Chemie eine unüberschaubare Vielfalt unbekannter und bekannter Blumen und Sträucher. Die Berghänge waren in allen Farben überzogen, die Fotos geben diese Pracht nur ansatzweise wieder!

Hier erblickten wir auch den ersten Stausee!

Tja, nun haben wir bereits den 15.05. erreicht, der Ramadam beginnt.

 

Unser Nilsson wurde gestern von mir repariert, da der Bremskreis, der den Druckbehälter für die Feststellbremse befüllt, nach kurzer Zeit drucklos war.

So lief der Motor, bzw. der Kompressor, nach jeder Pause mehrere Minuten, bis die Bremsen lösten.

Die Zuschauer wunderten sich über unser Verweilen im warmen Fahrerhaus!

 

So, ich habe gerade die Tipps von Michael Su. gelesen. Vielen Dank Michael, wir sind bereits durch das Buch von der ,,Därr'' vorgewarnt. Wir erhoffen uns da keine große Hilfe.

In Marrakesch konnten wir eine Schlägerei zwischen zwei jungen Händlern beobachten, die zog sich etwa 10 Minuten hin. Es wurde sogar eine Waffe, die versteckt in einem Verkaufsstand lag, eingesetzt.

Der große Polizeiwagen, der mit vergitterten Fenstern auf dem Platz immer parat steht, stoppte kurz und fuhr dann weiter. Zwischen den Händlern regelt sich das wohl von selbst, immerhin waren im Verlauf bestimmt 10 Personen beteiligt, die versuchten, die Lage zu entspannen.

 

Wir überlegen immer noch, Fez einfach links liegen zu lassen, da die Schlepper und illegalen Guides in dieser Stadt noch wesentlich rabiater mit den Touristen umgehen sollen. Mit meiner Gelassenheit ist es jedenfalls im Umgang mit diesen Typen sehr schlecht bestellt, da muss ich mich bei Wolfgang im dojo entschuldigen!

 

So, hier entspannen wir zurzeit, keine weiteren Gäste stören seit heute Morgen unsere Ruhe!

Mit 8 bis zehn Störchen, fünf Katzen, zwei Gänsen, zwei Hunden, einem Esel (oder auch Zweien...) und einem Kuhreiher! 

 

16.05.2018

Wir haben diesen idyllischen Ort verlassen und kämpften uns eine halbe Stunde später durch den Verkehr von Fez.

 

Auf dem Parkplatz vom dortigen ,,Marjane'' trafen wir auf ein niederländisches Ehepaar, welches Haus und Hof verkauft hatte und nun im Lkw - Camper Marokko bereist. Wir wünschen den Beiden viele positive Erlebnisse!

 

Wie angekündigt ließen wir die Stadt links liegen und fuhren über Taounate weiter ins Rif - Gebirge. Die Steigungen verlangen unserem Nilsson alles ab, mehr als 30km/h schaffen wir nicht, sind aber trotzdem etwa 10 % schneller als die heimischen Lkw!

 

Die Landschaft ist wieder ein Traum, von der Blütenpracht bis zu den Höhenzügen!

Heute stehen wir mal wieder ,,wild''!

Die letzten 150 Kilometer bis Chefchaouen genießen wir an einem neuen Tag. Außerdem müssen wir uns von einem Beinahe - Unfall erholen, weil zwei junge Leute im alten Mercedes beim Überholen ihren Freunden zuwinken mussten und uns komplett übersahen. 

Wir hätten am Nilsson einige Kratzer mehr gehabt, die jungen Marrokaner aber das Ende vom Ramadam nicht mehr erlebt. Hier muss man für alle Verkehrsteilnehmer mitdenken! Dieses Verhalten schlaucht und lässt einen zur Bettruhe tief und fest schlafen!

 

Es ist sehr entspannend, den vielen freundlichen Marokkaner hier im Rif - Gebiet zu begegnen. Die meisten Passanten, die unser Gefährt und uns entdecken, freuen sich und winken. Oder es gibt den Daumen nach oben!

Vielen Dank!